HADES-Hauptseite → HADES-Brief 1.9999 → Ein rutschiges Terrain

Tourismus: Ein rutschiges Terrain
Turismro: Glitiga tereno

Hadès ist weiter in Südamerika unterwegs: Der Tourismus, der zu einem der Stützpfeiler der südamerikanischen Ökonomie geworden ist, schlägt sich nicht nur positiv nieder. Zu nennen sind hier nur die Auswirkungen, die der Zustrom von Menschen in fragile Regionen auf die Umwelt hat. Eine Reportage über den Machu Picchu, ein Weltkulturerbe in Gefahr.

"Machu Picchu, Machu Picchu, son las cinco, es la hora!" Fünf Uhr morgens in den Gängen in einem der Dutzende Hospedajes (günstiges Hotel) von Aguas Calientes und keine Chance des Hinauszögerns. Für diejenigen, die sich entschieden haben, die Nacht in der kleinen Ortschaft weiter unterhalb der legendären Inkastätte zu verbringen, geht es darum, unter den ersten vor Ort zu sein – um einmal im Leben zu sehen, wie die Sonne über den fünf Jahrhunderte alten Ruinen aufgeht. Vor allem aber um die Prozession der Touristen zu umgehen, die ein wenig später am Morgen aus den ersten Zügen strömen, die aus Cuzco, vier Stunden von hier entfernt, ankommen. Während sich noch vor kaum dreißig Jahren nur einige wenige Taxis den holprigen Weg zur Inkastätte hinauf wagten, ist es nun ein nicht enden wollendes Ballett von Minibussen, aus denen sich jeden Tag 2000 bis 3000 Besucher auf die antike Zitadelle ergießen.

Vergessen ist der gutherzige Aufseher, der eine Barriere aus Bambus bediente: Sobald die Gruppen den Ticketautomaten passiert haben, werden sie von etwa dreißig Führern übernommen. Dann kreuzen sich ihre Wege auf den Steintreppen oder in dem alten Altarraum, Wanderschuhe an den Füßen und den Photoapparat über die Schulter gehängt. Für einige Stunden erscheint ihnen die Zeit wie stehen geblieben. Damit aber die Stätte überlebt, ist Eile geboten. Die 800 000 Besucher jährlich bedrohen nicht nur die alte Zitadelle, die von einem Erdrutsch fort getragen werden könnte – denn durch die Wucht der Schritte lösen sich die Steine. Das ganze Tal von Urubamba bekäme die Auswirkungen zu spüren. Im April 2004 töteten zwei Schlammlawinen neun Einwohner von Aguas Calientes. Der Grund? Die überaltete Bauweise der Hotels, Restaurants und Souvenirläden.

Hades daŭrigas sian rondiron en Sud-Ameriko: la turismo, iĝinta unu el la ĉefaj kolonoj de la sud-amerika ekonomio, ne nur havas pozitivajn refalaĵojn. Oni komencu per la mediaj konsekvencoj de la homa alfluo en fragilajn areojn. Raportaĵo sur la situo de la Machu Picchu, endanĝerigita monda heredaĵo de la homaro.

"Machu Picchu, Machu Picchu, son las cinco, es la hora!" Je la kvina matene, en la koridoroj de unu el la dekoj de hospedaje (ĉipa hotelo) de Aguas Calientes, oni ne limaku. Por tiuj, kiuj elektis tranokti en la eta vilaĝo piede de la mita inkaa urbo, oni alvenu sur la lokon inter la unuaj. Por vidi, unufoje en sia vivo, la sunon leviĝantan super la 5 jarcentojn malnovaj ruinoj. Sed precipe por eviti la procesion de turistoj, kiujn, iom pli malfrue en la mateno, elverŝos la unuaj vagonaroj alvenintaj el Cuzco, je kvar horoj for de tie. Dum, antaŭ apenaŭ tridek jaroj, nur kelkaj taksioj riskis sin sur la kurbriĉa vojo kondukanta al la situo, jen nun senĉesa baledo de aŭtobusetoj, kiu ĉiutage elverŝas de 2000 ĝis 3000 vizitantojn sur la antikvan citadelon.

Forgesita la tolerema gardisto levanta bambuan barilon: post la aŭtomata bilet-disdonilo, la grupoj estas kondukataj de trideko da gvidistoj, kaj interkruciĝantaj sur la ŝtonaj ŝtuparoj aŭ sur la malnova sanktejo, kun ekskursaj ŝuoj ĉe la piedoj kaj fotilo baltee. Por ili, dum kelkaj horoj, la tempo estos kvazaŭ haltigita. Sed hodiaŭ, por ke la situo postvivu, oni urĝe agu! Ties po 800 000 vizitantoj jare ne nur minacas la citadelon, kiun forporteblus terŝoviĝo, ĉar post tiom da tretado, la ŝtonoj malfiksiĝas. De tio la tuta Urubamba valo suferas. En Aprilo 2004, du kotfluoj kaŭzis morton de naŭ loĝantoj en Aguas Calientes. Pro kio? La neregataj konstruadoj de hoteloj, restoracioj kaj memoraĵbutikoj.

Die kleine Stadt Machu Picchu profitiert kaum von ihrem Weltruf. Sie kann nur zusehen, wie die Touristen in ihren Minibussen, die Tag für Tag ein wenig mehr das Tal von Urubamba bedrohen, die Stadt passieren. Da sie im Falle eines Erdrutsches in der alten Stadt der Inkas direkt betroffen sind – eine Gefahr, die von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt als "imminent" eingestuft wird –, fordert sie von der Regierung weit mehr als die 8000 Dollar, die sie jeden Monat erhält.

Nachhaltigkeit. So symbolisch er erscheint, der Machu Picchu ist kein Einzelfall. Einige hundert Kilometer von hier, in Bolivien, leidet der Salar von Uyuni – ein Salzsee von etwa 12000 Quadratkilometern Größe – nicht weniger unter dem Ansturm der Touristen. Oder genauer unter den Rädern der Allradwagen, in denen die Touristen auf 4000 Metern Höhe kreuz und quer fahren und sich der weißen Wüste bemächtigen. Anders als die peruanischen Autoritäten jedoch hat die Regierung Boliviens entschieden, diese Praxis strikt einzugrenzen – im Sinne der Nachhaltigkeit, das heißt der Notwendigkeit, den Bedürfnissen der heutigen Touristen zu entsprechen, ohne die zukünftigen Generationen ihres Rechts zu berauben, auch die ihren zu befriedigen. Konkret bedeutet das, dass nur etwa großzügig gezählte zehn Fahrzeuge die Erlaubnis erhalten, die unberührte Weite zu durchfurchen.

Eltenebleco. Kiel simbola ĝi estu, la situacio de la Machu Picchu ne estas izola. Plurajn centojn da kilometroj for de tie, en Bolivio, la salar d'Uyuni, sala dezerto preskaŭ 12 000 km2 vasta, ankaŭ suferas de la ŝturmoj de la turistoj. Aŭ precipe de la radoj de la ĉiaterenaj veturiloj, en kiuj la turistoj traveturas, je alteco de 4000 metroj, tiun emociegan blankan dezerton. Sed, male ol la peruaj instancoj, la bolivia registaro decidis strikte estri tiun okupon. Kun, kiel ĉefa vorto, eltenebleco, tio estas la neceso plenumi la bezonojn de la nunaj turistoj sen endanĝerigi la rajton de la venontaj generacioj plenumi la siajn. Konkrete, nur dika deko da veturiloj rajtas krozi la senmakulan ebenaĵon.

Die Salzwüste des Salar von Uyuni ist eine der wenigen Stätte, die durch Umweltmaßnahmen geschützt werden (Fotograf: Antoine Bayet)

Gefahr. Auf dem Parkplatz für Minibusse am Eingang des Machu Picchu erwartet Sonia gespannt die Besucher. Sie ist Studentin aus Lima und für einige Monate Touristenführerin. Was sie an der Invasion stört ist, dass "die Touristen um jeden Preis den Machu Picchu sehen wollen... aber zu keinerlei Anstrengung bereit sind!": "Sie kommen ans andere Ende der Welt und zählen darauf, hier denselben Komfort wie bei sich zu Hause zu finden, das verstehe ich nicht!"

Nur wenige Schritte entfernt kommen die Vermögenden aus dem Hotel, das auf dem Machu Picchu selbst erbaut wurde und das seine Zimmer ab 300 Dollar die Nacht vermietet. Einen Moment später fährt Sonia fort: "Die Unesco muss ein deutliches Signal senden. Nur wenn Sanktionen drohen, handelt die Regierung." Da kann man kaum widersprechen: Jedes Mal, wenn die UNO drohte, den Machu Picchu auf die Liste der drei gefährdeten Stätten des Weltkulturerbes zu setzen, hat Peru einen weiteren Schritt unternommen, einen "Rettungsplan" einzusetzen.

Risko. Sur la porbuseta parkejo, ĉe la enirejo de la Machu Picchu, Sonia decidoplene atendas la vizitantojn. Studentino en Lima, ŝi estas, dum kelkaj monatoj, turista gvidistino. Tio, kio ĝenas ŝin en tiu invado, estas, ke "la turistoj nepre volas vidi la Machu Picchu… sed pretas je neniu peno tiucele!": "Veni al la alia fino de la mondo esperante trovi tie la saman komforton kiel hejme, ne komprenas mi!"

Apenaŭ kelkajn paŝojn for, la plej riĉaj el ili eliras el la hotelo konstruita sur la situo mem de la Machu Picchu, kiu proponas siajn ĉambrojn por minimume 300 dolarojn nokte. Unu rigardon pli malfrue, Sonia daŭrigas: "Unesko devas sendi fortan signalon. Nur se ĝi timas sankciojn, agos la registaro." Malfacilas malpravigi ŝin: je ĉiu minaco de la UN-agentejo enskribi la situon sur la liston de la 35 endanĝerigitaj situoj de la tutmonda homara heredaĵo, Peruo transiris novan ŝtupon en la starigo de "savplano".

Eine Entscheidung der Unesco, den Machu Picchu auf die Liste der bedrohten Stätten des Weltkulturerbes zu setzen, ist bisher nur eine Drohung. Die Unesco gibt lediglich zu bedenken, dass seit einigen Jahren sich "der Zustand der Stätte nicht signifikant verbessert hat" und dass der Zugang auf 800 Touristen am Tag beschränkt werden solle.

Doppelseitigkeit. Hinter einem Berg von Dokumenten über verschiedene Projekte aus aller Welt fällt es Fernando Astete, einem der Direktoren der Inkastätte, schwer, der Realität ins Auge zu sehen. Allerhöchstens konzediert er: "Wenn eine Studie beweist, dass es ein Risiko ist, die 2500 Besucher täglich zu empfangen, dann werden wir uns anpassen." Offensichtlich ist Sonia besser informiert als ihr Vorgesetzter: "Die Unesco empfiehlt maximal 800 Besucher pro Tag. Worauf warten sie also noch, um zu handeln?" Aber dieser Grund verschafft sich im Angesicht von 40 Millionen Dollar Einnahmen jährlich für die Peruanische Ökonomie durch den Machu Picchu nur schwer Gehör. Auf kurze Sicht ist das Manna jedoch bedroht: wie viele Jahre hat diese Jahrhunderte alte Stadt noch zu leben?

Antoine Bayet Übersetzt von Janina Wellmann

Duobla efiko. Malantaŭ la montoj de dokumentoj kiuj prezentas projektojn el la tuta mondo, Fernando Astete, unu el la direktoroj de la situo, penas agnoski la realon. Li apenaŭ koncedas: "Se studo montras, ke estas riske ricevi la 2500 ĉiutagajn vizitantojn, tiam ni faros alĝustigojn." Montriĝas ke Sonia estas pli informita ol sia superulo: "Unesko rekomendas, ke estu maksimume po 800 vizitantoj tage. Kion ili atendas por sankcii?" Sed tiu kaŭzo penas esti aŭskultata flanke de la 40 milionoj da dolaroj, kiujn ĉiujare enspezigas la Machu Picchu al la Perua ekonomio. Manao tamen minacita por mallonge: kiom da jaroj de plua postvivado por tio plurfoje centjara urbo?

Antoine Bayet
Tradukis Emmanuel Villalta

Portfolio

Suche

Zitat des Tages

"Kein Wind ist demjenigen günstig, der nicht weiß, wohin er segeln will."